Immer mehr Dicke – vor allem unter den Männern

Übergewicht wird bei Erwachsenen in Deutschland immer mehr zum Normalzustand. Vor allem die Männer legen zu. Das geht aus dem aktuellen Ernährungsbericht hervor. Gute Nachrichten gibt es allerdings beim Nachwuchs.

BERLIN. Der Anteil übergewichtiger und adipöser Schulanfänger stagniert und ist in einzelnen Bundesländern sogar leicht rückläufig. Das zeigt sich im 13. Ernährungsbericht der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Je nach Bundesland liegt der Anteil übergewichtiger Kinder zwischen 8,2 und 12 Prozent. Davon sind 2,8 bis 5,3 Prozent adipös. Die niedrigsten Werte haben Schulanfänger in Bayern und Baden-Württemberg.

Forscher entdecken Zusammenhang

Bei Mäusen haben Forscher entdeckt, wie Fettverbrennung und Entzündungsreaktionen zusammenhängen – und ließen die Nager trotz Kalorienreicher Kost kräftig abnehmen. Öffnet die Erkenntnis eine neue Therapieoption bei Adipositas-Patienten?

BONN. Mäuse lassen überflüssige Pfunde abschmelzen, indem unerwünschte weiße Fettzellen in energiezehrende braune Schlankmacherzellen umgewandelt werden. Bei Fettleibigkeit blockieren dagegen die bei Übergewicht häufigen Entzündungsreaktionen eine solche Umwandlung der Fettzellen, teilt die Uni Bonn mit.

Ratlos und tatenlos gegen Adipositas

Adipositas ist einer der Risikofaktoren für Diabetes. Für beides gilt: Prävalenz steigend. Eine Bestandsaufnahme bietet das Weißbuch Adipositas. Diskutiert werden auch Präventionsmaßnahmen, beispielsweise die Option einer Steuer insbesondere auf zuckerhaltige Lebensmittel und internationale Erfahrungen damit. Deutschland übt sich hier in vornehmer Zurückhaltung.

Von Helmut Laschet

Zuviel Fett im Blut

Fette, sogenannte Lipide, sind für uns lebenswichtig. Sie versorgen uns mit Energie und leisten einen wichtigen Beitrag bei vielen Körperfunktionen, u.a. sind sie für die Bildung von Hormonen und Gallensäure zuständig. Zu den Lipiden zählen die Triglyceride, Cholesterin, Phospholipide, aber auch fettlösliche Vitamine, die über das Blut in die Körperzellen transportiert werden. Da Lipide im Blut nicht löslich sind und als Molekülkügelchen die Arterien verstopfen würden, werden sie für den Transport an spezielle Eiweiße gebunden. In gebundener Form können sie als „Lipoproteine“ die Blutbahnen passieren.

Weniger Kilos, weniger Krebsrisiko

Wer kein überflüssiges Körperfett mit sich herumschleppt, hat ein niedrigeres Risiko für viele Krebsarten als Übergewichtige. Vor allem in Tiermodellen ist der kausale Zusammenhang zwischen Gewichtsverlust und Krebsprävention bereits erkennbar.

Von Christine Starostzik

LYON / HEIDELBERG. Jeder dritte Mann und jede zweite Frau in Deutschland sind übergewichtig, 23 Prozent der Männer und 24 Prozent der Frauen gelten Angaben des RKI zufolge sogar als adipös. Dabei werden Übergewicht und Adipositas nicht nur als Risikofaktoren für eine ganze Reihe von Krankheiten angesehen, sie fördern auch die Sterblichkeit.

Adipositas kann das Leben verlängern

Ob wir es verstehen oder nicht, die epidemiologischen Daten sind seit Jahren eindeutig: Im Krankheitsfall ist es anscheinend manchmal nützlich, zu viel auf den Rippen zu haben. Doch es gibt ein Problem.

Von Ellen Jahn

FRANKFURT / MAIN. Warum fällt es so schwer, dicke Menschen zu akzeptieren? Geht es hier eigentlich um Ästhetik oder um Medizin? Wer jahrelang seinen dicken Patienten erst einmal Diätprogramme nahegelegt hat, fühlt sich irgendwie betrogen. Was ist noch glaubwürdig?

Warnung vor extremer Unterversorgung

Die Deutsche Angestellten Krankenkasse fordert, die Adipositas-Behandlung im GKV-Leistungskatalog vollständig aufzunehmen. Nur so lasse sich die Volkskrankheit eindämmen.

Von Susanne Werner

BERLIN. Menschen mit einer Adipositas werden offenbar viel zu selten konsequent behandelt. Dies geht aus dem aktuellen Versorgungsreport der DAK Gesundheit hervor. Nur 5,6 Prozent der betroffenen GKV-Versicherten nehmen demnach eine spezifische Behandlung in Anspruch.

Fett trotz App

Wer abnehmen will, kann wohl nicht auf Fitness-Tracker zählen. In einer Studie war der Gewichtsverlust mit der elektronischen Abnehmhilfe geringer als ohne die Technik.

Von Elke Oberhofer

PITTSBURGH. Fitness-Tracker als Abnehmhilfe sind schwer im Kommen. Glaubt man einschlägigen Rezensionen im Internet, liefern die kommerziell erhältlichen intelligenten Armbänder "alle Tools, die du brauchst, um deine Kilos purzeln zu lassen" und bilden damit "die Essenz deines Abnehmplans".

Bewegung als \"Medikament\"

Übergewicht erhöht das Risiko für Typ-2-Diabetes und mit Diabetes steigt das Herz-Kreislauf-Risiko. Mit körperlicher Aktivität lässt sich jedoch die Fitness steigern. Wird Sport als "Medikament" eingesetzt, sinkt die Mortalität.

BERLIN. Das Mortalitätsrisiko hängt eher von der Fitness als von der "Fatness" ab, sagte Dr. Susanne Berrisch-Rahmel, CardioCentrum Düsseldorf, bei den DGK-Herztagen in Berlin. Auch übergewichtige Menschen können, wenn sie fit sind und regelmäßig trainieren das kardiovaskuläre Risiko reduzieren.

Es fehlen langfristige Therapien

Adipositas wird immer noch eher als Charakterschwäche denn als Krankheit angesehen, kritisieren Forscher. Sie fordern zur Therapie schwer betroffener Kinder und Jugendlicher sektor-übergreifende Konzepte. Aber auch damit bleibt die Behandlung mühsam.

Von Christine Starostzik

Wird Fettleibigen wirksame Therapie oft vorenthalten?

HAMBURG. Menschen mit Adipositas seien in Deutschland stigmatisiert und eklatant unterversorgt, kritisieren Experten der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) vorab zum Kongress Viszeralmedizin 2016.

Barmer GEK sieht Trend zur Op mit Sorge

Mehr adipöse Menschen - mehr bariatrische Operationen: Dieser Trend bereitet der Barmer GEK Sorgen, auch weil ihrer Ansicht nach zu oft operiert wird. Für mehr Qualität sollten bariatrische Eingriffe nur noch in zertifizierten Zentren vorgenommen werden.

Von Julia Frisch

BERLIN. Sieben Millionen Menschen wurden 2014 in Deutschland wegen krankhaftem Übergewicht behandelt. Das waren 16 Prozent mehr Adipositas-Patienten als 2006. Das Problem, vor dem sich inzwischen die Krankenkassen sehen: "Immer mehr werden operiert oder wollen sich operieren lassen", sagte Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer GEK, bei der Präsentation des "Reports Krankenhaus 2016" in Berlin.

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